Druck! Von jetzt auf gleich droht meine Blase zu platzen. Die Nerven melden nicht mehr zuverlässig, wann ein Toilettengang notwendig ist. Nun ist Eile angesagt. Oft reicht die Zeit nicht. Als MSler bist du selten ein zweiter Usain Bolt; was Weltrekorde angeht oder wichtiger den Sprint zum Klo.
Insbesondere unterwegs kann das zu Peinlichkeiten führen. Auf dem Rückweg von der Arbeit stand ich über eine Stunde im Stau. Meine Blase wollte im Treppenhaus nicht bis zur Wohnung im zweiten Stock warten. Ein See bildete sich. Ich hoffte nur, dass jetzt kein Nachbar nach Hause kam. Ich hatte Glück, aber jedes Geräusch trieb mich zum Herzklabaster. In der Wohnung konnte ich mich mit Aufnehmer und Eimer bewaffnen, um das Malheur diskret zu beseitigen.
Auch nachts habe ich oft Herausforderungen. Es kuschelt sich gut in der Decke, doch die Wärme ruft bei mir gerne Kumpel Uhthoff auf den Plan. Als Folge bin ich steifer als Brokkoli. Der stille Ort ist zwar nur wenige Meter entfernt, aber trotzdem unerreichbar.
Ich habe drei Hilfen im Kampf mit meiner Blase ausgemacht.
1 – Regenmantel für den Unterleib
Wenn ich den Weg zur Toilette nicht kalkulieren kann, trage ich sicherheitshalber eine Windel. Das war mir zunächst peinlich. Aber hey, ich habe MS und damit Herausforderungen, die gesunde Menschen nicht erahnen. Mir muss gar nichts peinlich sein, der tägliche Nahkampf mit immer neuen Symptomen macht uns zu Siegern.
2 – Beckenbodentraining ist leichter als Medizinballschleppen bei Felix Magath
Die Fußballer des VfL Wolfsburg durften unter Quälix schwere Bälle einen Hügel hochtragen. Immerhin wurden sie 2009 Deutscher Meister. Training kann also Wunder bewirken. Auch unsere Blase lässt sich positiv beeinflussen. Ich ziehe den Beckenboden an und halte die Kontraktion für fünf Sekunden. Dies übe ich drei Mal täglich à 30 Anspannungen. Ich kann meine Blase besser kontrollieren und bin ihren Launen nicht hilflos ausgeliefert. Dies hilft übrigens Männern und Frauen.
3 – Ich rede mit meiner Blase
Klingt weird, hilft aber. Ich habe mit meiner Schwester unsere Mutter besucht. Eine Strecke der Autofahrt dauerte 2,5 Stunden. Das war eine Herausforderung. Da ich gefühlt jede Viertelstunde austreten musste, war dies ein gewagtes Unterfangen. Ich bat daher meine Blase, mir einen entspannten Tag zu gönnen. „Wir haben so manches Abenteuer gemeinsam bestanden. Ich bitte dich, nur alle 2-3 Stunden dich zu rühren. Vielen Dank.“ Hat das funktioniert? Und wie. Ich musste bei diesem achtstündigen Ausflug nur drei Mal in die Keramikabteilung. Ich versuche, dieses Konzept auszuweiten.
Wie geht es euch mit eurer Blase? Nehmt ihr Medikamente oder habt ihr eigene Kniffe?
Ich habe mittlerweile auf Botox in der Blase zurück greifen lassen – ein Jahr lang Ruhe mit Katheder und danach hat sich meine Blase entspannt. Gut beim Niesen oder lachen kommt schon mal ein Tröpfchen raus – das schafft die Einlage- es gibt aber keine komplett durchbrate Klamotten, Betten oder ähnliches mehr….
Super, Tanja
Wie oft ( 1 oder 2 oder 3 mal am Tag? ) Medikamente Botox einnehmen?