Christian Schmalstieg

Interview mit dem MS-Aktivisten Christian Schmalstieg

Mensch-TV: Lieber Christian, stell dich bitte vor.
Mein Name ist Christian Schmalstieg, bin 37 Jahre alt und lebe zusammen mit meinem Ehemann sowie unseren beiden Hunden (Barney & Cooper) in Dortmund. 2014 sind sowohl meine Mutter als auch meine Schwiegermutter verstorben. Das war der Beginn meiner Krankheitsgeschichte, die mich zunächst in schwere Depressionen geworfen hat. Zu dem kam Anfang 2017 die Diagnose MS sowie 2022 Migräne. Im Laufe der Zeit kamen immer mehr Behinderungen hinzu. Letztendlich bin ich seit 2017 verrentet, habe einen GdB von 50 (Grad der Behinderung) und musste mein Leben vollkommen neu beginnen. Seit 2020 bin ich ehrenamtlicher Aktivist für Menschen mit Behinderung und/oder chronischer Erkrankung.


Mensch-TV: Wie hast du erste Symptome bei dir festgestellt?
Das kam alles sehr schleichend bei mir. Symptome konnte ich es damals noch gar nicht nennen, weil ich niemals den Verdacht hatte, dass es einen kausalen Zusammenhang zu einer neurologischen Autoimmunerkrankung gibt, wie auch?!
2012 werde ich wahrscheinlich meinen ersten Schub gehabt haben. Ich hatte Probleme mit einem meiner Beine und dem Rücken. Aber auch so, vor allem während des Studiums, bemerkte ich einen plötzlichen Abfall von Konzentration und Energie. Irgendwo habe ich es mir dann versucht zu erklären, dass ich auch nicht jünger werde. Heute weiß ich es besser.

Mensch-TV: Was hast du damals gegen die Krankheit unternommen?
Gar nichts, so ungünstig das auch klingt. Ich war schwerst depressiv und bereits im Tal der Resignation. Dass die Diagnose meine Lage nicht verbessert hat, kann sich sicher jede/ Betroffene gut vorstellen. Denn in diesem Tal der Resignation öffnete sich noch der Schlund der Hölle. Ein Loch ohne erkennbaren Boden. Dunkel, kalt und leer.

Zwar habe ich nach der Diagnose mit allen möglichen Therapien, medikamentös, psychotherapeutisch und physischer Therapie, begonnen. Dennoch war ich noch sehr weit davon entfernt, mich damit zu beschäftigen. Also die Erkrankung und was damit verbunden ist, zu bewältigen oder zu akzeptieren.
Heute ist das anders: Ich treibe 3-4-mal die Woche Kraftsport, gehe jeden Tag spazieren, ernähre mich gesund und arbeite jeden Tag an meiner Lebenseinstellung. Ich lebe mein Leben, im Rahmen meiner Möglichkeiten.


Mensch-TV: Nimmst du Medikamente oder bestimmte Nahrungsergänzungsmittel?
Ja. Nahrungsergänzungsmittel nehme ich nur welche für den Sport, bzw. hochkonzentriertes Vitamin D (20.000 i.E.). Medikamente für die MS und deren Symptomatik nehme ich selbstverständlich auch.

Mensch-TV: Wie hast du dir dein Leben mit der MS sonst eingerichtet?
Ich gebe meiner MS den kleinstmöglichen Raum und nicht mehr. Auf die Signale des eigenen Körpers zu hören ist eine elementare Umgangsweise, die ich jeden Tag umsetze. Ansonsten ziehe ich mich zurück oder kommuniziere, dass ich einen bestimmten Bedarf habe, der vielleicht von der Norm abweicht. Sonst besteht mein Leben hauptsächlich daraus wie jeder andere Mensch das Leben zu leben. Aufgrund meines Aktivismus beschäftige ich mich dennoch jeden Tag mit Behinderungen sowie chronischen Erkrankungen. Jedoch aus purer Leidenschaft, um allen zu helfen und nicht nur für mich selbst zu kämpfen.

Mensch-TV: Was möchtest du unseren Lesern noch mitteilen?
Egal wie schwer auch mal Euer Leben erscheinen mag. Wie schwer auch immer Eure Schmerzen, Symptome und die Situation ist, in der Ihr Euch befindet: Lasst niemals den Kopf zu sehr hängen und gebt weder Euch noch das Leben auf. Ihr habt alle nur dieses eine Leben: Nutzt es und verweilt nicht im Selbstmitleid oder der Opfermentalität. Das bringt Euch überhaupt nichts. Ich weiß, wovon ich spreche!


Christian ist u.a. unter folgenden Profilen zu erreichen:
Instagram Account @MultipleSenses85
Facebook Account @MultipleSenses85

Vielen Dank, lieber Christian.

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